Um Lücken bei der Datenkompetenz zu schließen, lassen sich Unternehmen von Hochschulen in Bezug auf Schulungen und Zertifizierungen inspirieren
Der digitale Wandel erfordert datengesteuerte Unternehmen. Deshalb investieren Unternehmen in diesem Jahr erhebliche Beträge – durchschnittlich 15,3 Millionen US-Dollar –, um den Erfolg zu gewährleisten. Auch wenn ein Teil dieser Investitionen in Technologie und Systemarchitektur erfolgt, wird fast die Hälfte der 15,3 Millionen USD (41 %) für Qualifizierung ausgegeben. Dies ist wenig überraschend, denn mehr Menschen als je zuvor haben umfassenden Zugang zu Daten, sind aber der „Datensprache“ nicht mächtig. Mitarbeiter mit grundlegender Datenkompetenz haben die Fähigkeit, die Daten zu verstehen und anzuwenden (zu „übersetzen“), mit denen sie zunehmend arbeiten. So können sie geschäftliche Fragen fundiert beantworten und mehr zum Erfolg ihrer Firmen beitragen. Unternehmen überwinden diese Wachstumshürde, indem sie Analytics-Kompetenzen auch abseits der Data Scientists kultivieren und mit gezielten Schulungen die Lücken bei der Analytics-Kompetenz schließen. Gartner bewertet mangelhafte Datenkompetenz als eines der häufigsten Hindernisse auf dem Weg zur datengesteuerten Kultur und zur Nutzung der Vorteile.
2020 haben 80 % der Unternehmen gezielte Maßnahmen im Bereich Datenkompetenz in die Wege geleitet, um die großen Defizite zu beheben.
Investitionen in Datenkompetenz sind für Unternehmen relativ neu. Wissenschaftliche Institutionen entwickeln bei ihren Studenten schon seit Jahren die Fähigkeit zum kritischen Denken und Analytics-Kompetenzen als Voraussetzung für Entscheidungsfindung und Problemlösung sowohl im persönlichen als auch im beruflichen Umfeld. Einrichtungen wie die University of Pittsburgh, die Carnegie Mellon University, die University of Edinburgh und andere bilden mit interdisziplinären Datenkompetenzprogrammen für Bachelor- und Master-Studenten die nächste Generation der Digital Natives und damit Data Natives aus. Das University of South Florida Muma College of Business hat ein Citizen Data Scientist-Zertifizierungsprogramm ins Leben gerufen, das gezielt Studenten ausbildet, denen die technischen Fertigkeiten fehlen, Daten für die geschäftliche Entscheidungsfindung zu erfassen und zu analysieren. Mit diesen Datenkompetenzen erhalten Studenten die Analytics-Fähigkeiten und das Rüstzeug, um sich in „Digital-First“-Umgebungen sicher bewegen zu können.
Konzerne nehmen sich ein Beispiel an den Hochschulen und entwickeln entweder ihre eigenen Datenkompetenzprogramme, Exzellenzzentren und Communitys oder nutzen Datenkompetenzschulungen von Drittanbietern und externe Communitys. Außerdem bezuschussen große Unternehmen Analytics-Zertifizierungen, da sie den Wert der Entwicklung von Datenkompetenz erkennen. Diese Investitionen dienen auch dazu, die Analytics-Fähigkeiten der bereits vorhandenen Mitarbeiter zu optimieren, die in Sachen Datenkompetenz den nun kommenden Data Natives noch hinterherhinken.
Lockheed Martin machte Datenkompetenz zu einer tragenden Säule für den digitalen Wandel des Unternehmens und startete formale Datenkompetenz-Workshops und -Kurse, um Mitarbeiter an Standorten quer durch die USA einzubinden und fortzubilden. Diese Programme sollen 2020 weiter ausgeweitet werden. Das globale Sicherheits- und Luftfahrtunternehmen hofft, diese Schulungen auf Mitarbeiter im Fertigungssektor und anderen Abteilungen jenseits der traditionellen Analysten auszudehnen. Das Enterprise Analytics-Team beobachtet nun einen veränderten Umgang der Mitarbeiter mit Daten im Zusammenhang mit ihrer beruflichen Position und einen zunehmenden Mehrwert, den sie für das Unternehmen dank der Datenkompetenz schaffen. Anthony Brown, Enterprise Analytics Leader bei Lockheed Martin, sagte: „Ein wichtiger Punkt bei der Datenkompetenz ist es, zu verstehen, wo die Daten genutzt werden, wie sie genutzt werden und warum sie wichtig sind. [...] Wenn die Mitarbeiter das verstanden haben, gehen sie sorgfältiger mit den Daten um. Das hilft uns sowohl hinsichtlich der Qualität als auch hinsichtlich der Genauigkeit der Daten.“ Für das Ziel, diese Investitionen in Datenkompetenz auf über 100.000 Mitarbeiter auszudehnen, nutzen Anthony und sein Team das interne Tool Eureka. Mit dieser Twitter-ähnlichen Plattform können die Mitarbeiter eine Community aufbauen, Fragen stellen, Antworten geben und sich gegenseitig unterstützen, um die Datenvisualisierung und die Berichtserstellung im Unternehmen zu verbessern.
Marina Brazhnikova, BI Manager of Data Visualization bei einer großen akademischen Non-Profit-Gesundheitseinrichtung im Süden der USA, hat die massiv gestiegene Nachfrage nach Analytics in ihrem Unternehmen erkannt. Um die aktuellen Analytics-Anforderungen dieser datengesteuerten Umgebung zu erfüllen und bei Bedarf weiter ausbauen zu können, hat ihr Team bei Neueinstellungen und Fortbildungen von Mitarbeitern vor allem auf Datenkompetenz geachtet, damit die Kunden und das Unternehmen genau das erhalten, was erforderlich ist. Marinas Team ist seither von anfangs zwei Entwicklern auf nunmehr elf gewachsen. Diese erhöhte Datenkompetenz hat zu engagierteren, fähigeren Mitarbeitern geführt und die betriebliche Effizienz insgesamt verbessert.
Wir beobachten einen deutlichen Kulturwandel in unserem Unternehmen, da die Mitarbeiter versierter und dadurch engagierter im Umgang mit Daten werden. Wir geben ihnen die Möglichkeit, verschiedene Datenquellen zu kombinieren und schneller zu Ergebnissen zu kommen. So können sie neue Erkenntnisse gewinnen und fundierte, datengestützte Entscheidungen treffen.
Diese Belegschaft aus kritisch denkenden Mitarbeitern bei Lockheed Martin und anderen Unternehmen, die Programme zur Datenkompetenz entwickeln, ist in der Lage, Probleme anhand von Daten zu lösen und damit zu verbesserten Geschäftsergebnissen beizutragen. Durch den Übergang vom akademischen Experimentierfeld in die Praxis von Unternehmen hat sich die Datenkompetenz laut Gartner „neben Menschen, Prozessen und Technologien zu einem weiteren zentralen Faktor für das digitale Unternehmen“ entwickelt. Wenn Unternehmen in offizielle Schulungen, Communitys für kontinuierliches Lernen und Zertifizierungen zur Bewertung der Datenkompetenz investieren, können die Mitarbeiter sich mit Daten weiterentwickeln und zu verbesserten Ergebnissen beitragen. Sie sind dann besser gerüstet, um flexibel mit dem digitalen Wandel umzugehen, der auf allen Feldern Datenkompetenz erfordert.