Das Welternährungsprogramm nutzt Daten für die medizinische Bewältigung der Pandemie

Pierre Guillaume Wielezynski erläutert, wie das Welternährungsprogramm durch Einbettung von Tableau-Dashboards in einen neuen Service-Marktplatz adäquat auf Covid-19 reagieren konnte

Pierre Guillaume Wielezynski erläutert, wie das Welternährungsprogramm durch Einbettung von Tableau-Dashboards in einen neuen Service-Marktplatz adäquat auf Covid-19 reagieren konnte.

„Wir sind eine lernende Organisation“, stellt Pierre Guillaume Wielezynski fest, Deputy Director of DT Services des Welternährungsprogramms. Er beschreibt, wie sich die UN-Organisation durch ein umwälzendes Datenprogramm modernisiert und gewandelt hat. Während der globalen Lockdowns in der Covid-19-Pandemie wurde das Welternährungsprogramm zum weltweit wichtigsten Lieferanten medizinischer Produkte. Zum Erfolg seiner Tätigkeit hat unter anderem die Datenstrategie beigetragen, die Wielezynski und sein Team mit Partnern wie Tableau entwickelt haben.

„Niemand wird bestreiten, dass Covid zu einer enormen Beschleunigung der digitalen Transformation geführt hat. Wir sind da keine Ausnahme. Wir haben Daten für die weltweite Antwort auf Covid-19 genutzt“, stellt Wielezynski an seinem Standort Kenia fest. „Wir konnten feststellen, was für eine große Wirkung sie haben, sowohl für uns selbst als auch für jene, denen wir damit geholfen haben.“

Das Welternährungsprogramm ist Teil der Vereinten Nationen und die weltweit größte humanitäre Organisation. „Wir haben mehr als 5.000 Lastwagen, 20 Schiffe und 92 Flugzeuge dauerhaft im Einsatz“, betont Wielezynski. Dies Zahlen sind umso beeindruckender, wenn man bedenkt, wie schwierig es ist, humanitäre Aktionen in Kriegsgebieten oder in Regionen durchzuführen, die von der Klimakrise oder von Naturkatastrophen betroffen sind. „Da herrschen wirklich herausfordernde Bedingungen: keine Straßen, keine Elektrizität. Und wir müssen immer eine sehr umfangreiche Versorgungskette aufbauen. ... Unsere Hilfen haben in den vergangenen vier oder fünf Jahren beinahe explosionsartig zugenommen. Von einem Leistungsvolumen von 4,5 Mio. USD pro Jahr sind wir nun bei 320 Mio. USD angekommen, mit der Perspektive einer Verdoppelung“, meint Wielezynski.

An up close image of a corn maize field.

Reaktion auf Covid-19

„Als Covid-19 zur Pandemie wurde, mussten wir uns neu aufstellen. Unsere Aufgabe bestand darin, in großem Umfang eine Lieferkette für medizinische Produkte aufzubauen, was für uns komplett neu war. Innerhalb von wenigen Tagen waren wir der Adressat einer enormen Nachfrage von großen und kleinen Organisationen nach PSA-Material, Ventilatoren, Schutzräumen und Masken.“

„Das hat ein zuvor nicht gekanntes Ausmaß angenommen. Wir mussten enorme Leistungen auf einem Feld erbringen, mit dem wir uns selbst gerade erst vertraut gemacht hatten. Die Herausforderung für uns war, eine zentrale Anlaufstelle aufzubauen, die ebenso konsequent und klar wie die Nahrungsmittelhilfe eine humanitäre Antwort ermöglicht“, beschreibt Wielezynski die Rolle von Daten und Technologie für den Übergang von Lebensmittel- zu medizinischer Hilfe als die Pandemie die Welt in Atem hielt. Eines der größten organisatorischen Probleme bestand darin, dass das Welternährungsprogramm statt mit fünf bis sieben zentralen Partnern nun mit 72 Partnern zusammenarbeiten musste. „Die Daten haben gezeigt, dass unsere Reaktion effektiv ist“, sagt Wielezynski.

Zum Glück hatte das Digitalteam beim Welternährungsprogramm bereits vor der Pandemie einen Machbarkeitsnachweis (POC) für einen Service-Marktplatz erstellt. Der POC bot anderen humanitären Organisationen die Möglichkeit, den Marktplatz für sich zu nutzen und dort z. B. Bestellungen für Lagerung und Transport aufzugeben. Als sich die Pandemie verschlimmerte, ging das Team von Wielezynski vom POC zur Produktion über. Dazu wurden Tableau-Dashboards eingebunden, damit alle Partner einen transparenten Zugang zu den Daten bekamen, die für Partnerschaft und die Antwort auf das Virus notwendig waren.

„Es war eine enorme Anstrengung, mit der eine Flut von Daten generiert wurde. Mithilfe von Tableau konnten wir die Daten visualisieren und jeweils den kompletten Sachverhalt klar darstellen“, meint Wielezynski. In der Pandemie musste das Welternährungsprogramm unter hoher Unsicherheit agieren. Beispielsweise gab es ursprünglich keine Möglichkeit, festzustellen, ob Speditions- oder Airline-Partner weiter für die erforderlichen Aktivitäten verfügbar sind. „Wir mussten mit Logistikpartnern ganz neue Beziehungen eingehen. Das bedeutete z. B. eine Integration der Systeme sowie ein umfassendes Datenmanagement, um ein Gesamtbild herstellen zu können. Wir mussten Ausbreitungsgeschwindigkeit und Komplexität der Pandemie bewältigen und gleichzeitig eine relativ einfache Möglichkeit für die Menschen schaffen, mit uns Kontakt aufzunehmen und Vertrauen zu uns aufzubauen“, stellt er fest.

Wielezynski meint, dass es für die Organisation entscheidend war, „die richtigen Daten zu ermitteln, um sicherstellen zu können, dass unsere Reaktion zielgenau, datengesteuert und effizient ist“.

„Durch unsere jahrelange Beziehung zu Tableau konnten wir eine Reihe von Arbeitsmappen und Dashboards entwickeln, die für die verantwortlichen Kollegen die unterschiedlichen Aspekte in Bezug auf eine Reaktion dargestellt haben“, beschreibt er die Wirkung von Visualisierungen, die vor Ort als Hilfestellung genutzt wurden. „Wir haben erkannt, wie wirkungsvoll es ist, wenn diese Daten auch für die verschiedenen Partner verfügbar sind.“ Mit Tableau-Dashboards im neu bereitgestellten Service-Marktplatz hatten Organisationen wie Unicef und UNHCR – zwei Partnerorganisationen der Vereinten Nationen für humanitäre Hilfe – die Möglichkeit, ihre Bestellungen beim Welternährungsprogramm nachzuverfolgen. „Wir konnten so eine Menge Vertrauen und auch Transparenz aufbauen. FedEx und DHL waren hier bereits seit Jahren erfolgreich. Es ging nur ein kleines Paket verloren. Die Daten waren für uns wirklich eine große Hilfe“, wie Wielezynski feststellt.

„Bei allen Notfällen ist Kommunikation entscheidend“, meint er und fügt hinzu, dass die Tableau-Dashboards und die Kommunikation damit auf den Endbenutzer ausgerichtet waren. Das ist laut CIO entscheidend für ein effektives Storytelling mit Daten. „Es macht einen Riesenunterschied aus, ob ein Budget oder Kosten in einer Excel-Datei oder in einer gut gestalteten Datenstory präsentiert werden. Der Unterschied ist einfach enorm. Daten erzählen eine Story, ob für Partner oder für Spender, in einem hilfreichen Kontext.

Der private Sektor konzentriert sich stark auf die Notwendigkeit des Umsteuerns und der Anpassung der operativen Modelle angesichts des digitalen Wandels in den vergangenen Jahren. Covid-19 hat gezeigt, dass der öffentliche Sektor wie auch internationale humanitäre Organisationen ebenfalls in der Lage sind, erfolgreich Neuland zu betreten und wie hier nicht nur weltweit Nahrungsmittelhilfen bereitzustellen, sondern auch eine medizinische Hilfslogistik aufzubauen. Eine wichtige Gemeinsamkeit von öffentlichem Sektor, humanitären Organisationen und der Geschäftswelt ist der Bedarf an Daten, die die Sachlage deutlich machen, für die die Verantwortlichen zuständig sind. Ob Kunde, Spender, Bürger, politisch Verantwortlicher oder Vertriebsdirektor, für alle gilt: Mit Daten können Herausforderungen und Chancen verständlich visualisiert werden.