Viz Variety Show: Ringdiagramme sind sehr nützlich, ganz im Ernst!

Ich stelle Ihnen hier einen Diagrammtyp vor, der gehörig für Diskussionsstoff sorgt. Ich habe ihn fast bis zum Schluss aufgehoben, falls Sie Ringe gar nicht mehr ansehen möchten und die übrigen Beiträge in der Serie sonst auslassen. Meine Kollegen spotten schon über meine Vorliebe für dieses Diagramm, daher brauchte es etwas Mut, um dieses Diagramm hier vorzustellen.

Hinweis des Herausgebers: Die Viz Variety Show ist eine gelegentlich erscheinende Publikationsreihe, die über Balken- und Liniendiagramme hinaus informiert. In dieser Reihe werden verschiedene Arten von Visualisierungen präsentiert, und es wird kurz dargestellt, wie sie aufgebaut werden, wann sie eingesetzt und wann sie vermieden werden sollten. Tableau Zen Master Andy Kriebel hat ebenfalls einen großartigen Beitrag zu diesem Diagrammtyp veröffentlicht. Lesen Sie den Beitrag in seinem Blog, VizWiz.

Ich stelle Ihnen hier einen Diagrammtyp vor, der gehörig für Diskussionsstoff sorgt. Ich habe ihn fast bis zum Schluss aufgehoben, falls Sie Ringe gar nicht mehr ansehen möchten und die übrigen Beiträge in der Serie sonst auslassen. Meine Kollegen spotten schon über meine Vorliebe für dieses Diagramm, daher brauchte es etwas Mut, um dieses Diagramm hier vorzustellen.

Ich weiß schon – eigentlich ist es ein Kreisdiagramm. Ich weiß auch, dass es nur mit einigen wenigen Elementen einer Dimension verwendet werden kann. Ich kenne all die Einwände ... aber das ist mir egal. Ich liebe schöne Diagramme, und das hier ist ein schönes Diagramm. Es ist leicht zu verstehen, interessant und – für diese Serie besonders wichtig – anders als ein Balken- oder Liniendiagramm.

Es geht um das Ringdiagramm, auch Donut-Diagramm genannt. Das Ringdiagramm ist der etwas jüngere, attraktivere und mehr im Trend liegende kleine Bruder des alten Klassikers, sprich: ein Kreisdiagramm mit einem Loch in der Mitte.

Das Ringdiagramm ist einfach, aber heutzutage häufig genutzt, insbesondere bei der Darstellung von KPIs. Facebook-Analysen? Ringdiagramme. Fitbit-Dashboards? Ringdiagramme. Die Gesundheitsdaten auf der Apple Watch? Ringdiagramme. Daten zu Google Trends? Ring... – okay, Sie wissen, was ich meine. Wie immer bedeutet „beliebt“ bei Visualisierungen nicht automatisch auch „gut“. Wie schon gesagt, gehen die Meinungen über diesen Diagrammtyp auseinander. Aber ich denke, die Kritik an Ringdiagrammen bezieht sich vor allem auf ihre Ähnlichkeit mit Kreisdiagrammen. Meine Ausgangsposition ist zwar nicht besonders günstig, aber ich möchte Ihnen trotzdem erklären, warum ich dieses Diagramm so reizvoll finde.

Kreisdiagramme sind weitgehend unbeliebt, weil sie oft missbraucht und einfach überstrapaziert werden – dabei werden sie hin und wieder auch durchaus sinnvoll eingesetzt. Das menschliche Gehirn kann Längen von Elementen sehr gut vergleichen, wenn diese nebeneinander platziert werden. Flächen und/oder Winkel sind hingegen schwieriger. Sehen Sie sich zum Beispiel das folgende Bild an:

Die Frage, wie viel Mal größer der größerer Kreis ist als der kleinere Kreis, lässt sich nicht so leicht beantworten. Zudem müsste man viel intensiver nachdenken, als dies bei einer Visualisierung sinnvoll ist. Denn Visualisierungen sollen ja intuitiv sein. Die Antwort auf die Frage lautet übrigens: 22 Mal größer. Das sagt vermutlich alles darüber, wie schlecht wir Flächen einschätzen können, insbesondere bei Vergleichen.

Kreisdiagramme haben sowohl Flächen als auch Winkel, die den absoluten Wert eines Elements darstellen können. Das erschwert die Interpretation von Kreisdiagrammen – mit einigen wenigen Ausnahmen.

Gute Beispiele:

  • Wenn Sie wenige übergeordnete Elemente miteinander vergleichen oder zeigen möchten, wie diese zu einem Ganzen beitragen
  • KPI-Diagramme als Prozentsatz eines Gesamtwerts.
  • Das war es dann aber auch schon, ernsthaft – nur diese beiden Fälle.

In folgenden Fällen nicht ideal:

  • Wenn viele Werte in einen Gesamtwert einfließen.
  • Wenn der Gesamtwert der Elemente weder relevant noch von Interesse ist.
  • Wenn gemessene KPIs 100 % überschreiten könnten.

Es gibt zwei Haupttypen von Ringdiagrammen, und sie werden je nach Typ eingesetzt. Teile-eines-Ganzen-Ringdiagramme (siehe Abbildung oben) scheinen mir geeigneter als Balkendiagramme, wenn ein Vergleich gezogen wird. Ich mag sie auch lieber als standardmäßige Kreisdiagramme, weil ich auch den Gesamtwert als Beschriftung zur jeweils angezeigten Metrik angeben kann. Bei regulären Kreisdiagrammen muss dies in der Regel auf einer Seite oder irgendwo im Titel angegeben werden. Das sieht ungelenk aus und ist auch nicht so leicht zu erkennen. Die Alternativen wären standardmäßige Kreisdiagramme, horizontale Balken, Bullet-Diagramme, Baumkarten usw.

Kreis-/Ringdiagramme geben implizit Auskunft über den Beitrag zu einem Ganzen. Wenn Sie nebeneinander angeordnete Balken zeigen, versuchen die Leute nicht, automatisch zu berechnen, wie viel jeder Balken zu irgendeiner anscheinend schwer zu ermittelnden Summe beiträgt. Bei einem Kreisdiagramm leitet der Benutzer dies ab und berechnet dies absichtlich oder unabsichtlich. Tatsächlich ist dies der einzige Vorteil, den Stephen Few in seinem Blog-Beitrag zum Thema nennt.

Bei einem Kreisdiagramm ergibt sich dieser Vergleich auf natürliche Weise, weil ein Kreisdiagramm immer 100 % darstellt. Zwei oder drei Elemente in einem Kreisdiagramm können oft einfach miteinander kombiniert werden, um einen größeren Ausschnitt zu vergleichen (das hängt allerdings von der Position ab). Als Faustregel gilt, dass ein Ringdiagramm fast immer in denselben Fällen sinnvoll ist, in denen auch ein Kreisdiagramm sinnvoll ist (und dabei meiner Meinung nach nützlicher), aber wirklich nur in diesen Fällen.

Die einzige Ausnahme bildet hier vielleicht die KPI-Variante eines Ringdiagramms. Bei vielen von Kunden entwickelten Übersichts-Dashboards sehe ich jede Menge KPIs, die in Form von Ampeln, Bullet-Diagrammen, als Text oder in einem anderen Format dargestellt werden. Ganz gleich, welche Methode gewählt wird, dahinter verbirgt sich immer die Notwendigkeit, einen prozentualen oder absoluten Wert als isolierte Zahl darzustellen, oftmals ohne Vergleich mit anderen Benchmarks. In einem solchen Fall kann man natürlich nicht auf Ringdiagramme setzen und behaupten, sie wären die bessere Visualisierung. Ich möchte einfach eine brauchbare Alternative vorschlagen.

Nachdem wir nun beide Typen näher betrachtet und herausgearbeitet haben, wann diese möglicherweise gut geeignet sind, wollen wir selbst ein paar Diagramme erstellen. In diesem Beispiel geht es um ein Standard-Ringdiagramm das auf einfachen KPIs basiert (in der Arbeitsmappe finden Sie auch ein Beispiel zum Herunterladen).

1. Schritt: Kreisdiagramm erstellen

Erstellen Sie ein Kreisdiagramm, indem Sie als Diagrammtyp „Kreisdiagramm“ auswählen. Nehmen Sie Ihre Kennzahl und ziehen Sie sie auf „Winkel“. Ziehen Sie die Dimension auf „Farbe“.

Denken Sie daran, dass die Daten für Kreisdiagramme fast immer entweder in auf- oder absteigender Reihenfolge sortiert werden müssen. Die Standardsortierung ist absteigend. Auf diese Weise werden die Abschnitte vom größten zum kleinsten im Uhrzeigersinn angeordnet. Die Sortierung ist notwendig, weil es besonders schwierig ist, Kreisdiagrammsegmente in ähnlicher Größe zu vergleichen. Eine einheitliche Sortierung sorgt für mehr Übersichtlichkeit. (Laut Best Practices sollten für Ring- oder Kreisdiagramme höchstens drei Segmente verwendet werden, aber ich widersetze mich da manchmal und verwendet bis zu fünf Segmente.)

2. Schritt: Platzhalterachse erstellen

Das Ringdiagramm ist ein leerer Kreis, der ein Kreisdiagramm überlagert. Auf Tableau bezogen bedeutet „überlagern“ fast immer gestapelte Blätter oder ein Doppelachsendiagramm. Gestapelte Blätter sind eine besonderes hässliche Lösung, die wir uns bei diesem Beispiel ersparen können. Stattdessen verwenden wir ein Doppelachsendiagramm. Das offensichtliche Problem hier ist, dass wir in einem Kreisdiagramm keine Achsen haben. In solchen Fällen können Sie eine beliebige Methode mit Dummy/Platzhalter-Achse verwenden. Ich verwende MIN(1) und ziehe dieses Feld zweimal auf „Spalten“.

3. Schritt: Loch im Kreis erstellen

Dann entfernen wir die Details aus dem rechten Kreisdiagramm, denn dies wird der mittlere, „hohle“ Teil des Kreises. Ziehen Sie einfach beliebige Kennzahlen und Dimensionen aus den Details. Übrig bleiben müsste ein Kreis, den Sie dann etwas kleiner machen sollten als das Kreisdiagramm auf der linken Seite. Der Größenunterschied zwischen diesen beiden Markierungen gibt an, wie groß/dick das Ringdiagramm wird.

4. Schritt: Doppelachse nutzen

Zum Schluss nutzen wir eine Doppelachse, indem wir einen Rechtsklick auf die zweite MIN(1)-Kopfzeile ausführen und „Doppelachse“ auswählen. Schattieren Sie den mittleren Kreis in derselben Farbe wie die Farbe des Hintergrundblatts/Dashboards (in diesem Fall Weiß). Blenden Sie dann die Kopfzeilen aus und entfernen Sie die störende Abwärtslinie in der Mitte, indem Sie zu „Formatieren“ > „Linien“ > „Spalten“ > „Rasterlinien“ navigieren und „Keine“ auswählen. Ihr Diagramm müsste nun so aussehen wie unten abgebildet:


Dieses Diagramm glänzt vielleicht nicht gerade durch sein attraktives Farbschema, aber das hat man davon, wenn man RGB-Farben an Dinge wie Schokolade, Frischkäse und Nutella anpassen will. Ich hoffe, Sie haben einen Einblick in die Verwendung von Ringdiagrammen gewonnen sowie Einschätzungsmöglichkeiten, ob Ihr gewünschter Anwendungsfall für ein solches Diagramm ideal ist.

Wenn Sie zu den 50 Prozent gehören, die runde Diagramme wie Ringdiagramme wirklich schätzen und nach einer neuen Herausforderung suchen, dann lesen Sie Bora Berans Blog-Beitrag über drei fortgeschrittenere Varianten von runden Diagrammen.